Q-Fieber: Wie gefährlich ist die Infektion? (2024)

Stand: 14.03.2023 06:41 Uhr

Das Q-Fieber ist eine seltene Krankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Einen Ausbruch gab es zuletzt bei Schafen im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen. Welche Symptome ruft die Zoonose hervor?

Das Bakterium Coxiella burnetii verursacht das Q-Fieber. Die Krankheit ist so selten, dass viele Medizinerinnen und Mediziner sie gar nicht kennen. Das Q-Fieber ist hochinfektiös. Ein bis zehn Bakterien reichen, um eine Infektion auszulösen. Zum Vergleich: Bei Salmonellen sind es rund 100.000 Bakterien, mit denen man sich infizieren muss, um überhaupt eine Erkrankung hervorzurufen. Seit 2001 zählt das Robert Koch-Institut zwischen 55 und 416 Erkrankungen pro Jahr, geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind bisher nur in Ausnahmefällen bekannt.

Q-Fieber: Welche Symptome sind typisch?

Die Bakterien wandern bei einer Infektion in die Lunge, vor allem in die sogenannten Makrophagen. Hier vermehren sie sich und können nach ein bis drei Wochen grippeähnliche Symptome auslösen:

  • Fieber
  • Husten
  • Schüttelfrost
  • Brustschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • starke Kopfschmerzen
  • Mattigkeit
  • Magen-Darm-Beschwerden

Infektion kann mit Komplikationen und Spätfolgen einhergehen

Da die Symptome einem grippalen Infekt ähneln, wird die Krankheit oft gar nicht erkannt. Mehr als die Hälfte der Infizierten hat zudem sehr milde oder keine Symptome (asymptomatisch).

In zehn Prozent der Fälle kommt es zu einer schweren Lungenentzündung. Auch hohes Fieber ist möglich. Etwa ein Prozent der Infizierten entwickelt nach der Erkrankung eine chronische Entzündung, die das Herz im Sinne einer Endokarditis oder die Leber betreffen kann. Auch chronische Müdigkeit kann eine Langzeitfolge sein.

Q-Fieber: Welche Personen sind gefährdet?

Risikogruppen sind Menschen mit einem vorgeschädigten Herz (zum Beispiel künstlicher Herzklappe) und Schwangere. Besonders in den ersten drei Monaten ist die Krankheit für die Frauen gefährlich, denn das Risiko einer Todgeburt erhöht sich deutlich.

Behandlung von Q-Fieber mit Antibiotikum

Das Q-Fieber kann über Bluttests nachgewiesen werden. Antikörper geben Auskunft, dass eine Infektion stattgefunden hat, ein Immunfloureszenztest kann helfen zu unterscheiden, ob es sich um eine aktuelle Infektion handelt. Der Erreger selbst kann im Blut mittels PCR nachgewiesen werden, noch bevor Antikörper gebildet werden.

Wer infiziert und akut erkrankt ist, wird über zwei bis drei Wochen mit Antibiotika behandelt. Auch bei der chronischen Form werden Antibiotika eingesetzt, die Therapie ist aber komplizierter und langwierig. Für den Menschen gibt es in Deutschland derzeit keinen zugelassenen Impfstoff.

Überträger des Bakteriums Coxiella burnetii sind meist Schafe

Das Q-Fieber tritt meistens bei Schafen auf. Es kommt auch bei Ziegen und Rindern vor, sehr selten bei Haustieren wie Hunden oder Katzen. Bei ihnen kann eine Infektion symptomlos verlaufen. Es kann aber auch zu Totgeburten, Fruchtbarkeitsproblemen und Fressunlust kommen. Ist Q-Fieber in einer Tierherde ausgebrochen, können die Tiere prophylaktisch geimpft werden.

In Kot, Urin, Milch, Sperma und Vaginalsekret von infizierten Tieren sind die Bakterien Coxiella burnetii zu finden. Während der Lammzeit werden vermehrt Bakterien über die Placenta freigesetzt. In der Regel infizieren sich deshalb Menschen, die mit den Tieren arbeiten, zum Beispiel Schäferinnen und Schäfer. Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin rät, Tierherden mit Jungtieren zwischen Frühjahr und Herbst zu meiden und keine Tiere anzufassen. Trocknen die Ausscheidungen, werden die Bakterien an Staub gebunden, aufgewirbelt und schließlich eingeatmet. Menschen können sich dann auch ohne direkten Kontakt zu den Tieren infizieren.

Q-Fieber-Infektion durch Schafszecken: Bakterien im Kot

Ein weiterer Infektionsherd sind sogenannte Schafszecken. Sie können die Bakterien enthalten und über den Kot wieder ausscheiden. Der landet im Fell der Schafe und von dort aus wieder in der Luft. Noch wird geforscht, aber über einen Zeckenstich wird Coxiella burnetii höchstwahrscheinlich nicht übertragen.

Milch und Milchprodukte sicher

Die Gefahr der Übertragung durch Lebensmittel spielt kaum eine Rolle. In Milch und Milchprodukten sind zwar Coxiellen nachgewiesen worden, aber durch den Pasteurisierungsvorgang werde diese sicher abgetötet.

Q-Fieber ist eine Zoonose

Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Viren, Parasiten oder auch Pilzen verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können, werden als Zoonosen bezeichnet. Neben Q-Fieber gehören auch Affenpocken, Tollwut, Sars-CoV-2, Ebola oder die Vogelgrippe dazu. Laut WHO sind über 75 Prozent aller neu aufkommenden Infektionskrankheiten auf sogenannte zoonotische Erreger zurückzuführen. Diese Entwicklung verfolgen Forschende mit Sorge, denn das Risiko einer nächsten Pandemie erhöht sich dadurch deutlich. Diese könnte unter Umständen wesentlich gefährlicher sein als die Corona-Pandemie.

Stichwort Q-Fieber

In den 1930er-Jahren trat die Krankheit das erste Mal in Australien auf. Die Ursache war damals noch unklar - das "Q" im Namen dieser Erkrankung steht für das englische Wort "Query" (Anfrage). Mit Ausnahme von Neuseeland und der Antarktis ist der Erreger heute weltweit verbreitet.

Expertinnen und Experten zum Thema

apl. Prof. Dr. Martin Runge, Landesamt für Verbraucherschutz

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES)
LVI Braunschweig / Hannover
Eintrachtweg 17
30173 Hannover
www.laves.niedersachsen.de

Dr. med. Tamara Nordmann, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Ärztliche Mitarbeiterin
Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin & I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Department of Tropical Medicine
Bernhard Nocht Institute for Tropical Medicine & I. Dep. of Medicine
University Medical Center Hamburg-Eppendorf
Bernhard-Nocht-Str. 74
20359 Hamburg
www.tropmed-hamburg.de

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